Nach dem jüngsten 4:1-Heimiseg gegen den FC Augsburg in der Liga hatte FSV-Cheftrainer Bo Svensson seine Startelf auf lediglich einer Position verändert: Anstelle von Kapitän Moussa Niakhaté, der auf der Bank Platz nahm, startete David Nemeth in der defensiven Dreierkette. Keeper Robin Zentner führte die 05ER als Kapitän aufs Feld.
Früher Nackenschlag nach flottem Beginn
Ohne großes Abtasten und mit offenem Visier begannen beide Teams das Spiel. Keine zwei Minuten waren gespielt, ehe sich den Mainzern die erste große Chance auftat. Nach einem über links vorgetragenen Angriff tauchte Jonathan Burkardt plötzlich vor Bielefelds Schlussmann Stefan Ortega auf, der den Abschluss des 05-Eigengewächses jedoch glänzend zu parieren wusste (2.) – und das Spiel schnell machte. Im direkten Gegenangriff überraschten die Ostwestfalen die noch weit aufgerückten Mainzer: Patrick Wimmer setzte Masaya Okugawa in Szene, der den Ball über den herauseilenden Zentner zur frühen Bielefelder Führung ins Tor hob (2.).
Im Anschluss erarbeiteten sich die Hausherren Ballbesitzvorteile, Bielefeld lauerte dicht gestaffelt zumeist auf Umschaltmomente und hatte in Person von Alessandro Schöpf, der es mit einer letztlich ungefährlichen Direktabnahme aus der Distanz probierte, die nächste Gelegenheit der Partie (17.). Nach dem furiosen Spielbeginn waren Großchancen in der Folge aber erst einmal Mangelware. Ein Weitschuss von Karim Onisiwo flog links neben das Tor (18.), eine gelungene Mainzer Kombination fing DSC-Innenverteidiger Amos Pieper ab (23.) und ein Kopfball von Burkardt endete in Ortegas Armen (36.). Eine Minute zuvor hatte sich den Ostwestfalen die aussichtsreichste Chance seit dem frühen Treffer geboten: Bryan Lasme kam im Mainzer Strafraum an den Ball und schloss gekonnt ab, doch Zentner lenkte den Ball gerade noch über die Latte (35.). In der Schlussphase der ersten Halbzeit drückten dann nochmal die 05ER, entwickelten nun mehr Zug zum gegnerischen Tor und lauerten auf den Ausgleich. Doch auch ein Distanzschuss von Jae-Sung Lee (41.) und ein Kopfball von Dominik Kohr (43.) führten nicht zum Erfolg, sodass es mit dem knappen, aber nicht unverdienten Rückstand in die Katakomben ging.
Mainz dreht das Spiel, Bielefeld kontert spät
Ohne Wechsel starteten beide Teams anschließend in den zweiten Spielabschnitt, in dem die Ost-Westfalen das erste Ausrufezeichen setzten. Einen Steilpass von Florian Krüger erlief der auffällige Lasme, dessen Flachschuss aber hauchzart am Mainzer Kasten vorbeirollte (47.). Dann nahmen wieder die Gastgeber das Zepter in die Hand: Zunächst fehlten bei Aaróns Freistoßversuch noch einige Zentimeter zum Ausgleich (49.), vier Minuten später schlugen die Rheinhessen dann aber zu. Nach einem Angriff über die linke Seite servierte Onisiwo punktgenau für Burkardt, der zum verdienten 1:1 einköpfte (53.). Inzwischen hatte sich eine rasante Partie entwickelt, in der es hin und her ging. Nur drei Zeigerumdrehungen nach dem Mainzer Ausgleich tauchte Lasme vor Zentner auf, der sich jedoch einmal mehr als sicherer Rückhalt erwies (56.) - und nur kurze Zeit später die Führung bejubeln durfte.
Erneut führte eine Koproduktion von Onisiwo und Burkardt zum Erfolg, dieses Mal bediente der deutsche U21-Nationalspieler seinen österreichischen Sturmpartner, der aus elf Metern zum inzwischen leistungsgerechten 2:1 für den FSV vollendete (59.). In der Folge wurden wieder die Arminen offensiv aktiver, kamen jedoch kaum zu Großchancen, weil sich die Rheinhessen, lautstark angefeuert vom eigenen Anhang, in jeden Ball warfen und resolut verteidigten. Gegen Ende der Partie waren die 05ER dann fast ausschließlich defensiv gefordert - Bielefeld-Coach Frank Kramer hatte noch einmal frisches Personal gebracht – und sahen nun einen nach dem anderen DSC-Angriff auf sich zurollen. Die beste Gelegenheit bot sich Guilherme Ramos, dessen Distanzschuss Zentner aber glänzend parierte (84.). Auch die folgenden Bielefelder Angriffsbemühungen prallten an der Mainzer Defensive ab – bis kurz vor Schluss der eingewechselte Fabian Klos per Kopf zum Last-Minute-Ausgleich traf (89.). In den anschließenden drei Minuten Nachspielzeit fielen keine Tore mehr, sodass es in die Verlängerung ging.
Ingvartsen trifft zum Happy End
In diese starteten die Gäste, die durch den Ausgleich merklich Auftrieb bekommen hatten, entsprechend schwungvoll. Die Chancen der eingewechselten Janni Serra (94.) und Nathan de Medina (101.) brachten allerdings nichts ein. Die Mainzer schafften es erst gegen Ende der ersten Hälfte der Verlängerung, sich dem Bielefelder Dauerdruck zu entziehen und wären in Person von Joker Ádám Szalai schließlich sogar fast wieder in Führung gegangen (105.). Der Ungar hatte auch in den zweiten 15 Minuten die erste Großchance, die das Bielefelder Tor aber nur von außen zum Wackeln brachte (108.). Die Rheinhessen waren nun wieder tonangebend und kamen durch Widmer zur nächsten Top-Chance, die Ortega aber erneut mit einem tollen Reflex vereitelte. Wenig später war der Bann dann aber endlich gebrochen: Nach einer überlegten Ablage von Szalai nahm sich der zuvor eingewechselte Ingvartsen ein Herz – und schloss per Traumtor aus der Distanz zum 3:2 ab (114.), das gleichzeitig den Endstand bedeutete.
Bereits am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/live auf Sky & 05ER.fm) treffen beide Teams zum zweiten Mal binnen vier Tagen aufeinander: Am 10. Bundesliga-Spieltag sind die 05ER dann zu Gast in der Bielefelder SchücoArena. Der freie Kartenvorverkauf läuft bereits.
FSV Mainz 05 – DSC Arminia Bielefeld: 3:2 n.V. (0:1)
Mainz 05: Zentner - Bell, Hack (81. Niakhaté), Nemeth - Widmer, Jae-Sung Lee (66. Barreiro), Kohr, Boëtius (81. Stach), Aarón – Onisiwo (73. Szalai), Burkardt (66. Ingvartsen)
DSC Arminia Bielefeld: Ortega Moreno – Ramos, Pieper, Andrade (67. de Medina) – Wimmer, Prietl, Czyborra, Okugawa (78. Fernandes), Schöpf (67. Hack) – Krüger (67. Klos), Lasme (78. Serra)
Tore: 0:1 Okugawa (2.), 1:1 Burkardt (53.), 2:1 Onisiwo (59.), 2:2 Klos (89.), 3:2 Ingvartsen (114.)
Zuschauer: 9.000
"Am Ende einfach nur platt"
05-Stimmen nach dem Pokal-Krimi gegen Bielefeld
Bo Svensson (Trainer Mainz 05): „Es war ein Hin und Her, den Fans wurde viel Spannung geboten. Wir sind natürlich sehr glücklich, dass wir das Ding am Ende durch das schöne Tor von Marcus Ingvartsen gezogen haben und weitergekommen sind. Inhaltlich müssen wir allerdings einiges besprechen, weil es viele Dinge gab, die wir nicht sauber gemacht haben. Mit dem Ball haben wir es teilweise ordentlich gemacht, gegen den Ball überhaupt nicht gut. Da waren einige Schwächen drin, die Abstände teilweise sehr schlecht. So können wir uns nicht präsentieren. Aber wir können es am Samstag gegen den gleichen Gegner besser machen. Jetzt haben wir ein intensives Spiel gegen Bielefeld erlebt – und die Folge wird ein zweites intensives Spiel am Wochenende sein.“
Gemischte Gefühle nach dem Pokal-Krimi
Nach dem Fight gegen Arminia Bielefeld zieht FSV-Cheftrainer Bo Svensson ein gemischtes Fazit, freut sich über den Achtelfinaleinzug, drei Stürmer-Tore und drei Stürmer-Vorlagen, hadert aber vor allem mit dem eigenen Spiel gegen den Ball
"Ich freue mich sehr über den Sieg, aber im Spiel selbst gab es sehr viele Dinge, die wir nicht sauber gemacht haben, das ist eine Mischung", gab Bo Svensson auf der Pressekonferenz nach dem 120-minütigen Pokal-Spektakel gegen Arminia Bielefeld am Dienstagabend in der MEWA ARENA ein Fazit ab, das der Mainzer Cheftrainer anschließend weiter spezifizierte. "Das ist mein Job, zu versuchen, die Mannschaft darauf aufmerksam und ein Stück weit besser zu machen. Da gibt es nach diesem Spiel einige Sachen."
Doch das Wichtigste vorneweg: In einem packenden und mitreißenden Duell hatte das umjubelte Traumtor von Joker Marcus Ingvartsen am späten Dienstagabend in der 114. Spielminute dazu geführt, dass die 05ER erstmals seit vier Jahren wieder ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen waren. Die frühe Führung von Masaya Okugawa kurz nach Anpfiff hatten Jonny Burkardt und Karim Onisiwo drehen können, bevor der eingewechselte DSC-Stürmer Fabian Klos kurz vor Ende der regulären Spielzeit für sein Team ausglich. "Es war ein Hin und Her mit unterschiedlichen Phasen, in denen mal der eine, mal der andere besser war, es war sehr ausgeglichen, es gab viele Torraumszenen, für die Fans war viel Spannung da. Wir sind natürlich sehr glücklich, dass wir weitergekommen sind und das Ding am Ende gezogen haben", ließ Svensson die Partie Revue passieren, bevor der Däne in die kritische Nachbetrachtung des eigenen Auftritts einstieg. "Inhaltlich müssen wir einige Sachen besprechen. So können wir uns teilweise nicht präsentieren. Daran gilt zu arbeiten."
Drei Stürmer-Tore, aber Mängel gegen den Ball
Vor allem mit dem eigenen Spiel gegen den Ball haderte der 05-Chefcoach nach der Partie: "Wir sind vorne nicht immer gut angelaufen. Bielefeld hat einige lange Bälle gespielt, da waren wir nicht schnell genug geschlossen, dann haben wir in den Phasen, in denen wir nicht gut waren, nicht die zweiten Bälle geholt – da hat sich das Spiel dann in unsere Hälfte verlagert", erklärte Svensson, der auch die Szene vor der frühen Bielefelder Führung im Kopf gehabt haben dürfte. Nach eigenem Eckball standen die 05ER weit aufgerückt, konnten den zweiten Ball nicht einsammeln und ließen die Ost-Westfalen kontern. "Wenn man das erste Gegentor nach anderthalb Minuten sieht, bei dem wir nicht umschalten, bei dem einige Spieler nicht durchlaufen - da muss man kein Experte sein, um das nicht gut genug zu finden", bemerkte Svensson.
Natürlich ist das auch eine Mischung aus Offensive und Defensive, aber ich finde unsere Abstände im Spiel waren teilweise sehr schlecht und zu groß
"Teilweise waren wir auch in der Kette hinten bei langen Bällen nicht zweikampfstark genug. In den Phasen, in denen wir nicht gut waren, haben sich unsere Stürmer auch nicht richtig behaupten können. Dann kippt halt das Spiel. Natürlich ist das auch eine Mischung aus Offensive und Defensive, aber ich finde unsere Abstände im Spiel waren teilweise sehr schlecht und zu groß", so der Mainzer Cheftrainer, der seinem Team gegen Ende der Partie einen besseren Zugriff attestierte: "Einer der Gründe, warum wir in der zweiten Halbzeit der Verlängerung einen etwas besseren Zugriff hatten, war, weil unsere Stürmer besser zusammengespielt haben. Das war ein bisschen ein Ergebnis davon. Ádám legt den Ball vor und Marcus macht ihn sehr schön rein. Das war auch die Verbindung, die man mit zwei Stürmern da vorne braucht. Wir haben drei Stürmer-Tore und drei Stürmer-Vorlagen gesehen."
Wiedersehen in der Bundesliga
Ein Spiel mit Licht und Schatten also, das es für die Rheinhessen schnell aufzuarbeiten gilt. Bereits am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live auf Sky & 05ER.fm) kommt es, dieses Mal in der Bundesliga, erneut zum Duell beider Klubs. Die Erwartungshaltung der Trainer an die Partie hat sich derweil nicht verändert. "Ich glaube, Frank hat das auch auf der PK vor dem Spiel gesagt: 'zwei intensive Spiele'. Jetzt haben wir ein intensives Spiel gehabt und die Folge ist wahrscheinlich ein zweites genau so intensives Spiel", gab Svensson einen ersten Ausblick, dem sich Bielefelds Cheftrainer Frank Kramer anschloss: "Ich glaube, dass es beides richtige Mannschaften sind und auch der Charakter der Spieler entsprechend ist, einfach richtig Tempo zu gehen. Deshalb erwarte ich das am Samstag auch."